top of page

Was passiert während dem Sex mit dem Beckenboden?



Welchen Einfluss hat der Beckenboden auf unseren Sex? In diesem Blogbeitrag liest Du darüber, was bei der menschlichen sexuellen Reaktion passiert und wie deren Phasen ablaufen. Zudem liest Du über die verschiedenen Botenstoffe, die in der Sexualität relevant sind.


Das hormonelle Geschlecht

Alle Geschlechter produzieren weibliche sowie männliche Hormone. Männer produzieren jedoch ungefähr 20–40-mal mehr Testosteron als Frauen und Frauen ca. 60-80x mehr Östrogen als Männer.

Testosteron trägt nebst der Motivation/dem Antrieb unter anderem auch zum muskulären Wachstum bei. Wenn das Testosteron wegfallen oder dessen Produktion abnehmen würde (bspw. durch das Einnehmen von weiblichen Hormonen bei Transfrauen), würde der Muskelaufbau eingeschränkt werden und die Motivation/der allgemeine Antrieb würden sinken. Auch die sexuelle Lust nimmt bei tieferem Testosteronspiegel ab. Bei den Frauen stammt 50% des Testosterons aus den Eierstöcken und 50% aus den Nebennieren. Das Testosteron, das aus den Eierstöcken stammt, verringert sich nach der Menopause allmählich. Zudem kann dies im Falle einer Entfernung der Eierstöcke zu Depressionen führen.


Östrogene sind weibliche Geschlechtshormone, die hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet werden. Sobald die Pubertät beginnt, werden grössere Mengen an Östrogen produziert. Sie tragen zur Reifung der Eizelle bei und steuern zudem den weiblichen Menstruationszyklus. Nach der Menopause haben die Frauen deutlich weniger Östrogen als zuvor. Es bleibt nur noch wenig davon (aus dem Fettgewebe) im Körper.


Die menschliche sexuelle Reaktion


Erregungsphase

Beim Mann dehnen sich durch sexuelle Reize bzw. Erregung die Arterien im Penis aus. Dadurch füllt dieser sich mit Blut und erigiert. Es kommt zu einer Kontraktion des M. ischiocavernosus (rot marktiert), welcher einen Teil der Beckenbodenmuskulatur ist. Durch die Vergrösserung des Penis werden die Venen abgedrückt und der Blutrückfluss verhindert, damit die Erektion bestehend bleibt. Die Erektion ist notwendig, damit der Samen weitergegeben werden kann.



Bei der Frau werden in der Erregungsphase die grossen Schamlippen grösser, während sich die kleinen Schamlippen leicht öffnen und stärker durchblutet sind. Die Klitoris wächst durch die stärkere Durchblutung ebenfalls. Gleichzeitig entsteht Wärme und die Frau wird feucht (Lubrikation).



Bereits ab dem 4. Schwangerschaftsmonat erleben Embryos mit Penis Erregungen, indem ein Blutwechsel stattfindet. Diese Erregung ist jedoch nicht sexuell, sondern mit der Morgensteifigkeit vergleichbar. Frauen erleben nachts durchschnittlich alle 1.5 Stunden Lubrikation und Männer Erektionen.


Plateau Phase (1-5min)

Die Plateauphase ist die Phase kurz vor dem Orgasmus. Mit etwas Übung kann der Mann diese Phase kontrollieren und etwas hinauszögern. Frühe Ejakulationen treten oft bei jungen oder älteren Männern auf, wenn sie stark erregt sind und dadurch schnell zum Orgasmus kommen (frühes Ejakulieren ist die häufigste Orgasmusstörung). Dies kann jedoch geübt werden, indem der Mann beim Masturbieren oder beim Geschlechtsverkehr kurz vor dem Orgasmus die Peniswurzel zusammendrückt und so die Ejakulation vermeidet beziehungsweise verzögert.


Bei der Frau zieht sich die Klitoris in der Plateauphase unter der Vorhaut (siehe linkes Bild „hood“) etwas zurück, um starke Reize wie Schmerzen zu vermeiden. Die Schamlippen werden noch stärker durchblutet und die bartholinschen Drüsen, welche sich am inneren hinteren Rand der äusseren Schamlippen befinden (siehe linkes Bild „bartholin’s gland“), lösen ein paar Tröpfchen Sekret, was der Befeuchtung der Scheide und der Vulva dient.



Orgasmus (kürzeste Phase)

Während des Orgasmus bleibt die Klitoris unter der Vorhaut, während der Beckenboden – genauer gesagt der M. Bulbospongiosus (grün Markiert) und der anale Sphinkter – kontrahiert. Es kommt zu 3-15 rhythmischen Kontraktionen: Der Gebärmutterhals (die Cervix) hebt sich leicht an und die Gebärmutter (Uterus) kontrahiert. Je stärker DeinBeckenboden ist, desto stärker sind die Kontraktionen beim Orgasmus und desto intensiver ist Dein Orgasmus.



Beim Mann kontrahieren die Samenbläschen und die Samenflüssigkeit sammelt sich in der Harnröhre (Urethra) an. Wenn die Urethra und der M. Bulbospongiosus (grün markiert) kontrahieren, wird die Samenflüssigkeit gelöst. An der Basis des Penis und im analen Sphinkter kommt es auch beim Mann zu Beckenbodenkontraktionen.



Resolutionsphase

Die Resolutionsphase, also die Phase nach dem Orgasmus, ist sehr individuell. Die meisten Männer können nach dem Orgasmus nicht direkt wieder erregt werden, während viele Frauen mehrere Orgasmen nacheinander erleben können.


Das wichtigere Sexualorgan als unsere Genitalorgane ist unser emotionales Gehirn, das limbische System. Auch wenn Sex offensichtlich sehr körperbetont ist, findet was wirkliche Feuerwerk im Gehirn statt! Es besteht eine sehr intensive Interaktion zwischen unserem Gehirn und den Genitalorganen. Vom Gehirn aus werden Signale an die Genitalorgane gesendet, die dort Erregungsprozesse aktivieren. Daraufhin induzieren diese Signale von den Genitalorganen im Gehirn weitere Outputs und so entstehen positive Feedback-Mechanismen, die den Orgasmus ermöglichen.


Beckenboden & Sex:

Wie Du nun gelesen hast, kommt es also bei der Frau wie auch beim Mann während der Erregung zu einer Durchblutungssteigerung und während dem Orgasmus zu Beckenbodenkontraktionen. Durch vermehrte Kraft im Beckenboden, kann der Orgasmus direkt positiv beeinflusst werden. Es spielt aber nicht nur die Kraft des Beckenbodens, sondern auch die Wahrnehmung des eigenen Beckenbodens eine grosse Rolle für die Sexualität: Durch das Beckenbodentraining wird Deine Aufmerksamkeit vermehrt auf die Genitalregion gelenkt. Diese spezifische Aufmerksamkeit intensiviert die Verbindung zwischen den Genitalorganen und dem Gehirn. Beim Trainieren der Beckenbodenmuskulatur ist sowohl die Anspannung als auch die Entspannung wichtig. Oft kommt gerade die Entspannung beim Sex zu kurz, da der Fokus in vielen Fällen eher bei der Anstrengung liegt anstatt beim Geniessen und Loslassen. Wenn Du beim Sex mit Deinem Beckenboden „spielst“, in dem Du ihn an- und entspannst, kann dies für Dich wie auch Deine/n Sexualpartner/-in sehr stimulierend und lustvoll sein.


Botenstoffe der Sexualität

Zum Abschluss dieses Beitrages stelle ich Dir 4 wichtige Botenstoffe der Sexualität vor:

  • Dopamin: Dopamin wird auf dem Gipfel der Lust in sehr grossen Mengen ausgeschüttet. Allgemein vermittelt es motivierende und positive Gefühlserlebnisse und aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn massiv. Dopamin ist auch dafür verantwotlich, dass wir uns bei Streicheleinheiten und Schmusereien wie Süchtige verhalten. Denn sobald wir sexuell erregt sind, wollen wir aufgrund dieses Antriebs nicht mehr aufhören.

  • Noradrenalin: Noradrenalin wird in der Nebenniere produziert und ist das sogenannte Erregungshormon. Du hast bestimmt schon gespürt, dass bereits eine einfache Umarmung den Stress reduzieren kann? Noradrenalin hebt unter anderem die Laune, erhöht unsere Aufmerksamkeit und dämpft Schmerzen.

  • Serotonin: Nach dem Orgasmus wird vermehrt Serotonin ausgeschüttet. Serotonin sorgt dafür, dass – zumindest der Mann – für eine Weile keine sexuellen Stimuli mehr empfangen kann. Es steigert zwar das Wohlbefinden, kann aber gleichzeitig die Erregung blockieren. Daher beeinflussen auch Antidepressiva, die diesen Botenstoff enthalten, oft das Sexleben.

  • Oxytozin: Das Bindungshormon Oxytozin, auch Orgasmushormon genannt, wird sowohl massiv ausgeschüttet, wenn eine Mutter ihr Kind stillt, als auch beim Orgasmus. Es bindet Dich an Deinen Partner. Menschen, die keinen Orgasmus haben, produzieren eher wenig oder sogar gar kein Oxytozin


bottom of page